Am Montag, den 23. Juli wurde der sonnige Duisburger Norden von einem braunen Häuflein heimgesucht. Auf dem Kometenplatz in Walsum-Aldenrade hatte sich die NPD mit ihrem “Flaggschiff” angekündigt. Am selben Tag war die NPD-Delegation bereits in Düsseldorf, wo sie abseits der Öffentlichkeit eine Kundgebung abhielt, die ebenfalls im Rahmen einer Deutschlandweiten Propagandatour des Bundesvorstandes der NPD stattfand. Hier sind einige Fotos von dem Halt in Duisburg.
Um ca. 15h sammelten sich schon Antifaschisten_innen und Nazi-Gegner_innen verschiedenster Couleur auf dem Kometenplatz. Es wurden Flyer an die Anwohner_innen und Passant_innen verteilt. Viele von ihnen erkundigten sich bei den Teilnehmeden der Gegenkundgebung worum es denn ginge und warum so viel Polizei im Stadtteil wäre. Einige Passant_innen reagierten mit Unverständnis, dass es der NPD überhaupt erlaubt worden wäre in Aldenrade eine Kundgebung abzuhalten. Bis zum Eintreffen der NPD um ca. 16h waren die Gegner_ innen schon auf ca. 60-80 Personen angewachsen.
Die NPD wurde von der Menschenmenge sehr unfreundlich empfangen: „Haut ab“ wurde laut skandiert, und “ohne Verfassungsschutz wärt ihr nur zu 5“. Obwohl diese Zahl gar nicht so weit entfernt von der Anzahl der Teilnehmenden der NPD-Kundgebung war, konnte die NPD für ihre Kundgebung doch sage und schreibe ca. 10 Leute mobilisieren. Denn der Rest der NPD-Kundgebung bestand aus den Orga-Team der Deutschlandtour – insgesamt ca. 20 Nazis. Einige von ihnen fielen hier besonders in Auge. Andreas K. (hier rechts auf dem Foto bei der Kundgebung in Düsseldorf), der vor ein paar Monaten aus Duisburg nach Dortmund umgezogen ist, aber weiterhin an der Duisburger Uni den Masterstudiengang Komedia studiert. Ins Auge fiel hier auch, dass er von den parteifreien Kräften der „Autonomen Nationalisten“ ins Lager der NPD gewechselt hat. Hier übernimmt er auch direkt organisatorische Aufgaben und war auch schon in bei den anderen Terminen anwesend, u.a. auch in Bochum und Düsseldorf. Aufgefallen ist auch Anika F. aus Krefeld, die diesmal ohne ihren ehemaligen Freund Mathias W. (1,2) anwesend war. Des weiteren waren auch Mitglieder des NPD-Bundes bzw. Landesvorstandes und andere Nazis aus Krefeld anwesend.
Ein durchaus nicht zu verachtendes Detail war, dass sich die Nazis nicht für die schwarz-weiß-rote Fahne des Deutschen Reiches, sondern für die Fahne der BRD zur optischen Untermalung ihrer Hetze entschieden, auch wenn nach eigener Aussage das BRD-System durch Überfremdung und Multikultur den Volkstod geradezu beschleunigen würde – Ein neuer populistischer Kniff?
Die Polizei schrieb in ihrer Pressemitteilung von einem friedlichen Verlauf, womit sie aber nur in Bezug auf die Kundgebungen am Kometenplatz Recht hatte. Das polizeiliche Auftreten in den Seitenstraßen war nämlich alles andere als friedlich gegenüber den Gegendemonstrant_innen. Zivilbeamte führten willkürliche Personalienfeststellungen mit reichlich Schikane und Taschenkontrollen durch, bei denen mitgeführte Fahnen, Jacken etc. abfotographiert wurden. Außerdem wurden nach Drohungen wie: “Wir sperren euch ein!” einigen Leuten Platzverweise für ganz Walsum-Aldenrade ausgesprochen. Selbst nach Ende der Kundgebungen waren diese Beamten in einem Mülheimer Zivilfahrzeug im Stadtteil unterwegs.
Trotz der Schikanen der Polizei war die Gegenkundgebung ein voller Erfolg, weil die nationalistischen Reden der NPD so gut wie gar nicht zu hören waren. Dafür sorgten die Teilnehmenden mit Hilfe zahlreicher Ratschen, Trillerpfeifen, Sirenen und lauten Rufen.
Somit wurde zwar der Erfolg der Gegenkundgebung in Münster (ca. 800 Menschen gegen die NPD) nicht übertroffen, aber innerhalb kürzester Zeit ein doch effektiver Protest organisert, der in Seh- und Hörweite die Nazis übertönte.