Die “grauen Wölfe” heulen wieder in Duisburg

Am Sonntag, den 30. Oktober fand in Hamborn eine Demonstration statt, die sich inhaltlich auf den militärischen Konflikt zwischen der türkischen Armee und der sogenannten Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bezog. Sie wurde zwar als Friedensdemo beworben, bezog aber einseitig Stellung für die türkische Armee, was angesichts der Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seite nur als fragwürdig angesehen werden kann.(1)

Veranstalterin war die 29-Jährige Özlem Daudov-Dermircan, die schon einige Tage zuvor auf einer ähnlichen Demo in Dortmund sprach, wo sie behauptete man würde den Demonstrant_innen „ungerechtfertigt faschistisches Gedankengut und die Nähe zu den Grauen Wölfen unterstellen“(2). Angesichts der Anwesenheit zahlreicher Bozkurt-Anhänger_innen („graue Wölfe“/MHP) kann man diese Aussage als eine schlichte Lüge oder übertriebene Naivität betrachten. Auch das Salutieren einiger Jugendlicher wirkte eher wie bei einer Parade von Rechtsaußen, die das Vaterland und den Militarismus hoch leben lässt, als ein pazifistischer Umzug. Die Anzahl der Teilnehmenden schwankte, verschiedenen Schätzungen zufolge, zwischen 300 und 600. Es waren überwiegend sehr junge Menschen, welche zum Teil nur sporadisch mitliefen und sich teilweise vor der Endkundgebung entfernten, was wohl auch die unterschiedlichen Schätzungen erklärt.

Mehrere von ihnen trugen Symbolik der “grauen Wölfe” auf ihrer Kleidung oder streckten die Hand mit dem Wolfsgruß hervor. Am Rand stehende Personen, die für Kurden gehalten wurden, wurden aus der Demo heraus angegriffen. Da die Demonstration aber offiziell als Friedensdemo beworben wurde, fanden sich auch viele eher unpolitische, sich als türkisch assoziierende Jugendliche ein. Die meisten liefen nur spaßig/locker mit, filmten mit ihrer Handykamera etc., wodurch die organisierten „grauen Wölfe“ noch besser durch z.B. Parolen-Anstimmen und Zeigen des Wolfsgrußes, erkennbar waren. Der Demonstrationszug erinnerte streckenweise an die Fußball Welt- bzw. Europameisterschaft, da sich viele der Teilnehmenden entsprechend der Nationalfarben der Türkei, also weiß und rot geschminkt und/oder gekleidet hatten und viele Nationalfahnen schwenkten bzw. um die Schultern trugen.

Der Demozug wurde durch ein massives Polizeiaufgebot begleitet, welches aus mehreren Hundertschfaften, Hunde- und Pferdestaffeln, sowie zahlreichen Polizist_innen in Zivilkleidung, bestand. Beobachter_innen, die keinen Presseausweis vorzeigen konnten, bekamen einen Platzverweis von der Polizei. Auch wurden Außenstehende zwangsweise der Demo zugeordnet wenn sie von der Polizei als „türkisch aussehend“ identifiziert wurden. Die gesamte Demoroute war weiträumig abgesperrt, an jeder Straßenecke standen Einsatzkräfte und auf der B8 zwischen Marxloh und Hamborn befand sich eine Polizeisperre, wahrscheinlich als Barriere zur in Marxloh statt findenden kurdischen Demonstration. Als die Demo sich dem Ende neigte, gab es einen Ausbruchsversuch der Bozkurts am Hamborner Marktplatz, bei dem sie versuchten eine kurdische Teestube anzugreifen, was jedoch scheiterte. Auch nicht unbedingt ein Beweis der Friedfertigkeit.

Insgesamt lässt sich sagen das die Demonstration von einer politischen Organisation dominiert war und das waren die faschistischen „grauen Wölfe“/Bozkurt/MHP. Diese faschistische und nationalistische Bewegung aus der Türkei, deren Gründer in Adolf Hitler ein Vorbild sah, ist nicht nur extrem antisemitisch, anti-kurdisch, anti-armenisch, sondern auch homophob und kann was ihr Gedankengut angeht mit den deutschen Nazis verglichen werden. Weitere Infos zu dieser Organisation können im Internet(3) nachgelesen werden.

Am Rand der Demo kam es aber auch zur Kritik an der Demo, doch diese war zumeist ebenfalls nationalistisch (deutschnational) und bezog sich nicht kritisch auf die Teilnahme der faschistischen grauen Wölfe oder die fragwürdige einseitige Stellungsnahme zum Konflikt, sondern es wurde in rassistischer Manier auf den Migrationshintergrund aller Teilnehmenden Bezug genommen. Solches Verhalten verstärkt nur den Teufelskreis der gegenseitigen nationalistischen Abgrenzung, da durch Fremdenfeindlichkeit der Mehrheitsgesellschaft türkische Jugendliche dazu bewegt werden sich eine Gegenidentität aufzubauen.(4) Dieser Wunsch nach Zugehörigkeit ist ein gefundenes Fressen für faschistische Organisationen, wie die “grauen Wölfe”. Auch in Duisburg nutzen die grauen Wölfe das massiv aus und bieten über niederschwellige Angebote (Hausaufgabenbetreuung, Kickerspielen etc.) im vorpolitischen Raum einen leichten Einstieg in die extreme Rechte. Ergebnisse davon sind z.B. die aggresive Demonstrationen in Hamborn oder auch ein am Montag, den 31.Oktober 2011, erfolgter Angriff auf die Montagsdemo durch “graue Wölfe”(5). Hieran zeigt sich auch wie sehr die “grauen Wölfe” Ideologisch mit deutschen Nazis übereinstimmen, welche eine Woche zuvor versuchten die Montagsdemo zu stören(6).

Bericht auf derWesten: http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/aggressive-toene-bei-friedens-demo-id6033068.html

(1) http://jungle-world.com/artikel/2011/43/44223.html
(2) http://antifaunion.blogsport.de/2011/10/26/rechte-ausfaelle-bei-anti-pkk-demo/
(3) http://www.nadir.org/nadir/archiv/Antifaschismus/Organisationen/Graue_Woelfe/graue1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Graue_W%C3%B6lfe
http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%B6deration_der_T%C3%BCrkisch-Demokratischen_Idealistenvereine_in_Deutschland
(4) Vgl. Polat, Ülger (2006): Soziale und kulturelle Identität türkischer Migranten der zweiten Generation in Deutschland. Hamburg: Dr. Kovač, S. 147
(5) http://rajd.blogsport.de/2011/11/02/faschisten-stoeren-montagsdemo/
(6) http://antifaduisburg.noblogs.org/post/2011/10/31/die-geschichte-wiederholt-sich-als-farce-%E2%80%93-ein-dejavu-mit-nazis-auf-der-montagsdemo/

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