Was war los im Sommerloch?

Nachdem unser Blog während der Sommermonate pausierte, melden wir uns mit einem zusammenfassenden Artikel der letzten Monate zurück aus der Versenkung. Aus unserer Sicht hat sich sowohl in Duisburg, als auch in der restlichen Welt das ein oder andere ereignet:

Das Attentat in Norwegen am 22. Juli und widerliche Reaktionen aus der rechtspopulistischen Ecke

Von den Rechtskonservativen in ganz Europa geht nun schon seit Jahren eine Kampagne aus, die allen Muslimen pauschal Djihadismus vorwirft. Desweiteren wird mit abstrusen Verschwörungstheorien die Machtübernahme durch den Islam (ähnlich wie früher durch die Mauren in Spanien) prophezeit und der Untergang des sogenannten christlichen Abendlandes herbeihalluziniert. Dass diese Verschwörungstheorien eine Strukturähnlichkeit zum Antisemitismus des frühen zwanzigsten Jahrhunderts aufweisen, stellte auch schon vor ein paar Jahren das Zentrum für Antisemitismusforschung fest. Auch wenn diese Thesen nicht unumstritten sind, ist nicht von der Hand zu weisen, dass den Muslimen eine Verschwörung und Geheimbündelei mit „Kulturmarxisten“ (ähnlich dem antisemitischen Kampfbegriff vom „jüdischen Bolschewismus“) vorgeworfen wird. Diese und weitere Ähnlichkeiten des europäischen Rechtspopulismus mit anderen rassistischen Verschwörungstheorien bedeuten jedoch nicht, dass Rechtspopulismus mit dem Nationalsozialismus gleichzusetzen ist.(1) Doch ist der Attentäter aus Norwegen nicht nur glühender Anhänger eines antimuslimischen Kulturrassismus, sondern auch auch ein Antisemit der am liebsten alle jüdischen Menschen in Israel sehen würde, da er sie in Europa als Fremdkörper ansieht und den USA ein „jüdisches Problem“ attestiert. (2)

Inhaltlich bezieht sich auch Anders Behring Breivik, der Attentäter von Oslo, auf eine Melange aus christlichem Fundamentalismus, vermeintlich aufklärerischem Rechtspopulismus und eugenischer Rassenlehre.(3) Analog zu Djihadisten wähnt er sich im „Heiligen Krieg“, indem er sich als der Kreuzritter aufspielte und 69 Jugendliche der “Arbeidernes Ungdomsfylking (AUF)”, die er für Vorkämpfer_innen des Kulturmarxismus hielt, ermordete und Autobomben in der Osloer Innenstadt legte, durch die weitere 8 Menschen starben.

So ekelhaft und menschenverachtend diese Tat war, so relativierend sind die Reaktionen der rechtspolulistischen Gruppierungen und Blogs aus NRW. So sehen rechts-konservative Blogs wie PI-News und der mit ihnen zusammenarbeitende Kopp-Verlag ein Desaster für die islamfeindliche Bewegung und haben kein Mitgefühl für die Opfer des Blutbads, die sie wegen eines Transparentes verhöhnten. Gerhard Wisnewski schrieb auf der Seite des verschwörungstheoretischen Kopp-Verlages von einem „Anschlag auf die konservative Revolution.“(4)

Pro NRW in Duisburg: Alte Hetze, neue Sündenböcke

Trotz dieser Anschläge, oder vielleicht gerade deshalb, nahm die Aktivität von Pro NRW in Duisburg zu. Nach der Wahl von Thorsten Contini zum Vorsitzenden des Kreisverbandes der Rechtspopulist_innen wurden diverse hetzerische Aktivitäten durchgeführt. So wurde am 16. Juli 2011 in der Duisburger Innenstadt in BILD-Manier nationalistisch gegen die Bevölkerung Griechenlands gehetzt. Aufgrund erfolgreicher Störaktionen und Protesten war Pro NRW gezwungen ihren Infostand vorzeitig abzubauen.

Die Störaktionen wurden als „linker Meinungsterror“ diffamiert und dienten am 13. August als Vorwand für eine Mahnwache am Duisburger Hauptbahnhof. Diese bezeichnete die freie Meinungsäußerung der Gegendemonstrant_innen als Terror. Auf den blutigen Terror in Oslo, der durchaus als solcher zu bezeichnen ist, wurde natürlich nicht eingegangen. 77 Tote scheinen für Pro NRW weniger terroristisch zu sein, als einige Farbspritzer im Gesicht.

Auch in Duisburg Hochfeld wurden sie zuletzt aktiv und hetzten, in Form einer Flugblattverteilung, nicht im Sinne ihrer wahnwitzigen Verschwörungstheorie (Islamisierung Europas) gegen alle muslimischem Menschen, sondern explizit gegen Menschen, die eher einen christlichen Hintergrund haben. Dabei handelt es sich um die ärmsten der Armen in Duisburg, Männer und Frauen die für 3 bis 5 Euro pro Stunde sich als Arbeitssklaven und Sklavinnen verdingen müssen. Hauptsächlich aus Bulgarien stammende Bürger_innen der Europäischen Union: Sinti und Roma!

Dieser Sachverhalt zeigt, dass es sich bei der vermeintlichen Bürgerbewegung nicht um Kritiker_innen radikal-islamistischer Gruppierungen handelt, sondern dass sie ein xenophober Haufen ordinärer Rassisten und Rassistinnen sind, die in Stürmermanier gegen alles vermeintlich Fremde hetzen. Ob sie nun auch bald wie Breivik etwas gegen den vermeintlich jüdischen Einfluss haben werden, ist zur Zeit noch unbekannt, aber ihre alten Sündenböcke (Muslime und Linke) kamen im Bericht über ihren Sonntagsspaziergang durch Hochfeld nicht zu kurz.

“Autonome” Nationalisten in Duisburg

Im Gegensatz zu Pro NRW ist es um den „Nationalen Widerstand Duisburg“ während der Sommermonate recht still geworden. Im Jahre 2010 waren die Aktivitäten im Vorfeld der großen Nazievents intensiver als diesen Sommer. Im Vorjahr machten Neonazis noch mit erheblich mehr Propaganda in Form vom Aufklebern, Plakaten und hässlichen Schmierereien auf sich aufmerksam, wohingegen in diesem Sommer nur wenige Stadtteile, besonders Hamborn und die Umgebung des Landschaftsparks Nord, von Propaganda-Aufklebern zum Naziaufmarsch in Bad Nenndorf und dem sogenannten nationalen Antikriegstag in Dortmund heimgesucht wurden. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo sie eine aufwendige und pathetische Aktion zur Heldenverehrung von Rudolf Hess (Hitlers Stellvertreter) mit Holzkreuzen veranstalteten, schmierten sie dieses Jahr lediglich eine Parole unter einer Autobahnbrücke hin.

Antifa-Infoportal-Duisburg in der Presse

Auch wenn wir, wie oben erwähnt, in den letzten Monaten weniger Internet-Präsenz gezeigt haben, so wurden wir doch indirekt vom Spiegel in einem Artikel über humoristischen Umgang mit Neonazis erwähnt.(5) In den Spiegel gelangten wir auf Umwegen, da unser Blog wohl auch von uns unbekannten Wissenschaftlern des „Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS)“ gelesen wird.(6) Aber wir verdanken dies auch der buchstäblichen(!) Dummheit der hiesigen Neonazis aus dem Umfeld der “Autonomen” Nationalisten. Diese sind trotz ihres Nationalismus nicht in der Lage ein Kulturgut, das für Nationalisten (7) von besonderer Bedeutung ist, wie die eigene Sprache, richtig zu beherrschen.

Es geht weiter!

Auch wenn es auf unserer Internetpräsenz in letzter Zeit ruhig war, ruhten die Antifa-Aktionen außerhalb des Internets nicht. Und am 3. September gibt es direkt wieder was zu tun – den Naziaufmarsch in Dortmund sabotieren, blockieren, verhindern! Infos zum Wochenende findet ihr auf den Seiten der beiden Blockadebündnisse (Alerta! & DSSQ) Weitere “To Do’s” gibts auf unserer Terminseite.

Quellen/Links:
(1) http://www.taz.de/!32120/
http://www.akweb.de/ak_s/ak547/01.htm
http://www.hagalil.com/archiv/2010/02/10/antisemitismus-7/
http://www.sueddeutsche.de/politik/antisemiten-und-islamfeinde-hetzer-mit-parallelen-1.59486
(2) Vgl.: Konkret 9/2011 S.20
(3) http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-07/norwegen-manifest-breivik
(4) hXXp://www.info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/gerhard-wisnewski/norwegen-attentate-anschlag-auf-die-konservative-revolution.html
(5) http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,776927,00.html
(6) http://www.disskursiv.de/2011/08/18/netzfundstuck-darf-man-lachen/
(7) Anderson, Benedict: Die Erfindung der Nation: Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts. Frankfurt a.M.: 1996.

Dieser Beitrag wurde unter Antifa, Duisburg, Nazis, Rechtspopulismus veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.