Neue Initiative in Duisburg: „Kein Bier für Nazis“

Gestern erreichte uns eine Pressemitteilung der neu gegründeten Initiative „Kein Bier für Nazis“, die wir im folgenden veröffentlichen.

Neben der Pressemitteilung war auch ein in der studentischen Zeitung ak[due]ll erschienener Artikel angehängt, den wir euch nicht vorenthalten wollen. (Bild anklicken zur Vergrößerung)

Pressemitteilung zum „Crazy Monkey“

Seit September 2010 existiert auf der Neudorfer Straße, direkt gegenüber vom UCI Kino und in unmittelbarer Nähe zum Duisburger Hauptbahnhof die Bar „Crazy Monkey“. Auf der Facebook-Seite der Bar wird mit günstigen Getränken geworben, es gibt Kicker und Darts und es soll jede_r willkommen sein. Rezensionen im Internet loben das „tolle Ambiente“ und besonders die Chicken Wings werden als Tipp gehandelt. Alles in allem handelt es sich beim „Crazy Monkey“ also um eine vermeintlich unauffällige durchschnittliche Kneipe.

Dies hat sich drastisch geändert, seit Ende 2012 die MSV-Fangruppierungen „Division Duisburg“ und „Toastbrot Duisburg“ das „Crazy Monkey“ als ihre neue Stammkneipe etabliert haben. Bei den genannten Gruppierungen und ihrem Umfeld handelt es sich jedoch nicht um „normale“ Fußballfans, sondern vielmehr um gewalttätige rechte Hooligans die eine große Schnittmenge mit der Neonazi-Organisation „Nationaler Widerstand Duisburg“(1) aufweisen. Besonders die „Division“ ist in den lokalen Medien bereits mehrfach aufgetaucht, namentlich zuletzt als vergangenes Jahr ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen Mitglieder der „Division“ eröffnet wurde(2), rassistisch motivierte Massenschlägereien auf Mallorca im Mai 2013, welche von deutschen Neonazis ausgingen(3), sind wohl ebenfalls auf Teile von „Division“ und „Toastbrot“ zurückzuführen.

Somit ist es zwar wenig verwunderlich, aber deswegen nicht umso weniger skandalös, dass seit Anfang des Jahres verschiedene Übergriffe mit extrem rechter Motivation von Mitgliedern von „Division“ und „Toastbrot“ aus dem „Crazy Monkey“ heraus ausgingen. Hiervon waren sowohl andere Gäste der Bar, wie auch Passant_innen betroffen. Am 20. April diesen Jahres, dem Geburtsdatum Adolf Hitlers, grölte eine Gruppe augenscheinlich als Neonazis zu identifizierender Menschen lautstark volksverhetzende und antisemitische Lieder direkt vor dem Eingang des „Crazy Monkey“. Mehrfach auf verschiedene Vorfälle mit seinem Publikum angesprochen, erwiderte der Wirt Michael Weiss lediglich, dass es sich bei genannter Personengruppe um sein „Stammpublikum“ handele und er „da nichts machen könne“.

Aktuell ist die Situation im und um den „Crazy Monkey“, auch und besonders aufgrund seiner örtlichen Nähe zum Hauptbahnhof, für Personen, die nicht in das menschenfeindliche Weltbild der Neonazis passen, als sehr gefährlich einzustufen. Da die Vorfälle größtenteils zufällig bekannt wurden, muss die Dunkelziffer höher eingeschätzt werden und es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis durch diesen nachweisbar extrem gewalttätigen Personenkreis Menschen ernsthafte körperliche und psychische Schäden davontragen.

Auf einen ersten Kontaktversuch mit der Bitte um eine Stellungnahme zu den Vorfällen wurde seitens der Inhaber_innen des „Crazy Monkey“, Michael Weiss und Scarlett Braaksma, nicht reagiert. Nachdem am 19. Juni 2013 in der „Ak[due]ll – Studentische Zeitung für Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet“ ein ausführlicher Bericht über die rechten Umtriebe des Publikums im „Crazy Monkey“ erschien(4), wurde am 26. Juni auf der Facebook-Seite der Bar ein Statement veröffentlicht, in dem sich halbherzig allgemein von „rechts- und linksextremen Parolen/Aussagen an der Theke“ distanziert und betont wurde, dass die Bar „kein Ort der Politik“ sei und für „jeden Gast eine offene Tür“ habe. Interessant ist jedoch, was in diesem Statement nicht drin steht: Es werden weder die gewaltsamen Übergriffe noch das rechte Hooligan-Publikum geleugnet oder sich umfassend davon distanziert. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass rechtes Publikum im „Crazy Monkey“ mindestens wissentlich geduldet wird(5).

Es kann und darf nicht sein, dass gewalttätige Neonazis öffentliche Räume als ihre Treffpunkte einrichten und somit eine No-Go-Area für alle Menschen erschaffen, die nicht in das menschenverachtende neonazistische Weltbild passen. So kann es dann passieren, dass die „offene Tür für jeden Gast“ bei nicht-rechten Gästen auch mal „von innen verriegelt“ wird, wie unlängst einer Gruppe alternativer Jugendlicher von Menschen aus dem „Division“-Umfeld in der Bar versichert wurde. Daher fordern wir die Inhaber_innen des „Crazy Monkey“ abermals auf, zu den artikulierten Vorwürfen Stellung zu beziehen und sich glaubwürdig von ihrem rechten Publikum zu distanzieren und zu trennen.

Initiative Kein Bier für Nazis Duisburg im Juli 2013

(1) Für ausführliche Informationen zu personellen Überschneidungen sei an dieser Stelle auf den Jahresbericht der Antifaschistischen Koordination Duisburg verwiesen, einsehbar unter: http://antifaduisburg.noblogs.org/post/2013/04/06/jahresbericht-2012-die-extreme-rechte-in-duisburg-strukturen-aktivitaten-handlungstrager_innen-entwicklungen/
(2) http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/rechte-hooligans-fordern-ultras-und-den-msv-duisburg-heraus-id7206160.html
(3) http://www.mallorcainfos.com/ballermann-news/massenschlaegerei-zwischen-neonazis-und-senegalesen-am-ballermann/
(4) Vgl. dazu die eingescannte Version des bisher nur als Printauflage erschienenen Artikel im Anhang
(5) In diesem Zusammenhang ist ein Kommentar unter dem Statement interessant, welcher aussagt, dass „der Micha [gemeint ist der Wirt Michael Weiss, d. Verf.] [das] unmöglich selbst formuliert haben [kann]“. Eine Anspielung auf die politische Einstellung Herrn Weiss‘ welche möglicherweise eher in die Richtung seines Stammpublikums als zur auf den ersten Blick toleranten Einstellung des Statements tendiert?

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